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Stufenakkorde

ODER: "Die schnellste und einfachste Art sich Songs zu merken!"                                                       

Einleitung:

Falls Du Dich jemals gefragt hast, was diese komischen römischen Ziffern zu bedeuten haben, wo Du eigentlich Akkord-Namen erwartet hättest: Das ist die sogenannte Stufenschreibweise, die diese Akkorde als "Stufenakkorde" abbildet.

Wie funktioniert das genau?

Ganz einfach. Man nehme eine beliebige Tonleiter, nummeriere alle Töne dieser Tonleiter innerhalb einer Oktave mit römischen Ziffern durch, also in den meisten Fällen von I bis VII, und schon hat man die sogenannten Stufen.

Wenn Du diese Stufen nun harmonisierst, d.h. zu dem einzelnen Ton jeder Stufe weitere Tonleitereigene Tönen draufpackst und somit Akkorde erstellst, erhältst die Stufenakkorde. Wie das genau funktioniert mit dem "Akkorde erstellen" erfährst Du hier.

Ok, und was soll das ganze?

Zugegeben, es klingt vielleicht alles ein bischen verwirrend und man fragt sich vielleicht, welchen Sinn das haben soll, aber die Stufentheorie (der Oberbegriff für alles, was wir hier gerade besprechen) hat ein paar ganz besondere Vorteile:

  • Man erkennt Zusammenhänge innerhalb eines Songs viel besser, siehe Kadenzen
  • Man erkennt Zusammenhänge innerhalb der Tonleiter besser, siehe Funktionen
  • Songs können beliebig transponiert werden, also in einer anderen Tonart gespielt werden, ohne dass sich etwas an den Stufen ändert
  • Man kann sich Songs viel besser merken, weil man sich anstelle von etlichen Akkorden einfach nur eine Zahlenfolge merken muss, z.B. VI - VII - I
  •  Man kann wunderbar "chunken", d.h. mehrere Songs, die die gleiche Abfolge von Stufenakkorden haben, in einer Kategorie zusammenfassen
  • Die Kommunikation unter Musikern ist viel einfacher, besonders wenn öfter mal die Tonart gewechselt wird ("Lass mal 6-2-5-1 in Bm spielen und dann das gleiche in Gm!" - und jeder weiß direkt Bescheid, was zu tun ist :))
  • und und und...

Schwank aus dem Musikerleben:

Falls Dich das nicht überzeugt, Dich näher mit dem Thema Stufenakkorde zu beschäftigen, dann nehmen wir doch einfach eine alltägliche Situation aus dem Musiker -Alltag als Beispiel und schauen mal in die Gehirne zweier Musiker, die einen Song für kommenden Samstag im Club vorbereiten. Der eine Musiker ist vertraut mit der Stufentheorie, der andere nicht.

Der Song ist in C-Moll und hat die Akkordfolge: Cm - Gm - Eb - Bb - Ab - Bb- Cm.
Dazu kommen noch die Akkorde für Refrain und Bridge, aber für unser Beispiel reicht erstmal die Strophe.

Beide Musiker üben fleißig und am Freitag, einem Tag vor dem großen Auftritt, trifft sich die Band zur Generalprobe. Es läuft ganz gut, bis die Sängerin kurz vor Ende ein ernstes Gesicht auflegt, kurz überlegt und dann sagt:

"Leute, ich habe es mir anders überlegt. Ich habe zu Hause etwas rumexperimentiert und ich finde, es kommt viel besser rüber, besonders in der Strophe, wenn wir den Song morgen in F-Moll spielen."

So, was geht jetzt in den Gehirnen der beiden Musiker vor? Nehmen wir erstmal Musiker A, der sich gut mit Stufenakkorden auskennt. Er wird sowas denken wie:
"F-Moll? Wieso F-Moll? O.k. whatev! (*Achselzuck*) Haupsache die Dönerbude hat noch auf, ich hab voll den Kohldampf!"

Musiker B, der sich Null mit Stufenakkorden auskennt, dürfte sowas denken wie:
"NEEEEIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNN....!!!!!" 
Dabei hat er wahrscheinlich Fantasien, wie gerade eine Dampfwalze über ihn drüberrollt und er wird mit großer Wahrscheinlichkeit alles dransetzen, die Sängerin davon zu überzeugen, wie toll der Song doch in C-Moll klingt.

Und ganz ehrlich, sowas kommt ständig vor. Absoluter Musiker-Alltag und das ist nur ein klitzekleines Beispiel. Also, tu Dir einen Gefallen und investiere einen Tag, um Dir die Stufenakkorde draufzuschaffen. Es lohnt sich!!!

Stuffenakkorde in der Praxis:

So, was bedeutet das jetzt genau für mich? Wie funktioniert es, wie wende ich es genau an und überhaupt...?

Der aller, aller, aller größte Teil unserer westlichen Musik basiert entweder auf der Durtonleiter oder der Molltonleiter. D.h. wenn Du Dir die Stufenakkorde dieser beiden Tonleitern draufschaffst, bist Du gewappnet für 90% (95%, 99%...?) aller Songs da draußen.

Was genau muß ich mir jetzt "draufschaffen"?

Nun, wenn wir die Stufen, wie oben schon erwähnt, harmonisieren, erhalten wie für jede Stufe ganz bestimmte Akkorde, die wir uns merken müssen und zwar einmal für die Durtonleiter und einmal für die Molltonleiter. Also, mit anderen Worten, wir müssen uns 14 Akkorde in Kombination mit der jeweiligen Stufe merken, 7 pro Tonleiter!

Nicht vergessen, einmal gemerkt und Du bist ready für fast alle Songs da draussen! Es ist so bischen wie das kleine 1 x 1. Man merkt es sich einmal und der Alltag ist plötzlich soviel leichter.

Ich möchte jetzt nicht näher auf das Harmonisieren an sich eingehen (mehr dazu erfährst Du hier). Deswegen hier kurz und knapp, wie die Stufenakkorde der jeweiligen Tonleitern aussehen:

Beispiel Dreiklänge:

Beispiel Vierklänge:

Dur:

Moll:

Am besten merkst Du Dir gleich die Vierklänge (also inkl. Septime), dann hast Du alle wichtigen Akkorde abgedeckt.

Falls Du mit dem grundlegenden Aufbau einer Dur-, bzw. Moll-Tonleiter nicht vertraut bist, wirst Du bei den oben gezeigten Grafiken wahrscheinlich nur Bahnhof verstehen, weil bspw. die 3. Stufe einer Molltonleiter eine kleine Terz vom Grundton entfernt ist (also 3 Halbtonschritte), während sie bei einer Durtonleiter eine große Terz entfernt ist (also 4 Halbtonschritte). Ähnlich verhält es sich mit der Sexten und der Septime. Das muß man natürlich erstmal wissen.

Fall Du in diesem Punkt Nachholbedarf hast, einmal hier klicken.

Für alle anderen heißt es jetzt: Üben! 🙂

Nochmal kurz zusammengefasst:

Stufenakkorde in Dur:

Imaj7 - IIm7 - IIIm7 - IVmaj7 - V7 - VIm7 - VIIm7b5

Stufenakkorde in Moll:

Im7 - IIm7b5 - IIImaj7 - IVm7 - Vm7 - VImaj7 - VII7


Übung:

1. Nimm Dir ein Blatt Papier und schreibe Dir die Stufenakkorde für folgende Tonleitern auf (Vierklänge):

  • C-Dur
  • A-Moll
  • C-Moll
  • A-Dur
  • Eb-Dur
  • G-Moll

Lösung

2. Schreibe die Akkorde der folgenden Akkordverbindungen auf (Dreiklänge):

  • I - V - VI - IV in C-Dur
  • I - VI - III - VII in F-Moll
  • I - VI - VII - V in G-Moll
  • I - II - VI - V in E-Dur

Lösung


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Revolution Guitar
 

  • Christoph Bernhard sagt:

    Das tönt super interessant. Nur: Ich habe gerade gaaar nix verstanden.

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