Modes

Die Farbpalette für Musiker                                   

Modes (oder dt. Kirchentonleitern) sind so ein Thema, welches man sehr schnell und einfach erklärt bekommt und trotzdem scheint es keiner so richtig zu verstehen.

Meist kriegt man als Erklärung so etwas zu hören:

"Man nehme eine Dur-Tonleiter, unterteile sie in Stufen, starte ab jeder Stufe eine neue Tonleiter mit dem jeweiligen Stufenton als Grundton und schon erhält man 7 verschiedene Tonleitern, die man Kirchentonleitern oder englisch "Modes" nennt.

Die Tonleiter ab Stufe I nennt man ionisch, ab Stufe II dorisch, ab Stufe III phrygisch, etc."

Naja, so oder so ähnlich. Und irgendwie stimmt das ja auch, aber es fehlen noch ein paar entscheidende Punkte, die ich in diesem Artikel gerne mal ansprechen möchte. Aber erst mal von vorne...


Wozu überhaupt Kirchentonleitern?

Es ist ganz gut, sich mich Kirchentonleitern (auch Modi, Mehrzahl von Modus genannt) auszukennen, denn immerhin sind sie die Grundlage fast aller Skalen!

Ich möchte jetzt nicht auf die historische Entstehung eingehen, das kann man in jedem besseren Harmonielehrebuch nachlesen, deswegen gleich zum Aufbau:


Aufbau

​Ausgangsbasis der Kirchentonleitern ist die Dur-Tonleiter. Und ja, prinzipiell kann man den Aufbau der Modes so herleiten, dass man die einzelnen Stufen der Dur Tonleiter als jeweils neue I. Stufe interpretiert und ab da die neue Tonleiter starten lässt (siehe Grafik unten).

Da die Tonleiter aus 7 Tönen, bzw. Stufen besteht, erhalten wir dementsprechend 7 verschiedene Tonleitern, die allesamt durch den verschobenen neuen Grundton eine neue Intervallstruktur erhalten und somit einen anderen Klangeindruck vermitteln.

Die Tonleitern ab der Stufe I und VI kennen wir ja bereits, nämlich Dur und Moll. Wer hier noch Auffrischungsbedarf hat, kann gerne hier nochmal nachlesen.


Bezeichnungen

Was hat es nun mit den anderen Kirchentonleitern auf sich? Wie klingen sie und wie nennt man sie überhaupt?

Naja, natürlich braucht man für die verschiedenen Tonleitern eindeutige Bezeichnungen, um sie besser kommunizieren zu können.

Irgendwann entschied man sich dazu, altgriechische Bezeichnungen als Basis zu nehmen, die auf altgriechische Gebiete zurückgehen, in denen angeblich die jeweiligen Tonsysteme typischerweise benutzt wurden.

Nagel mich jetzt nicht auf die historischen Fakten fest. Hier siehst Du jedenfalls, wie die einzelnen Modi heute genannt werden:

Kirchentonleitern

Ganz unten in der Grafik findest Du unsere allseits bekannte C-Dur Tonleiter. Ja, auch die Dur-Tonleiter hat eigentlich einen altgriechischen Namen, nämlich "ionisch", genauso wie unsere Moll Tonleiter (2. von oben), die auch "äolisch" genannt wird, doch sie sind so tief in unseren Alltag integriert, dass sie einfachheitshalber nur "Dur" und "Moll" genannt werden.

Außerdem siehst Du in der Grafik, dass alle Modi aus den selben Tönen bestehen. Der einzige Unterschied liegt, wie gesagt, im jeweiligen Grundton und der daraus resultieren neuen Intervallstruktur, bzw. der Anordnung der Halbtonschritte innerhalb der Tonleiter.

Während wir bei Moll (äolisch) die Halbtöne zwischen 2+3 und 5+6 haben, haben wir sie beispielsweise bei dorisch auch zwischen 2+3, aber dann zwischen 6+7.

Nur durch diese kleine Variation ändert sich der Klang von "melancholisch" zu "sexy"! (Wahrnehmungen dieser Art sind natürlich rein subjektiv 😉 )


Tipp zum Merken der Modi

Jeder einzelne Modus hat seinen ganz besonderen Klang und seine charakterstischen Merkmale, die ihn so unverwechselbar machen.

Um sich die Modi insgesamt besser merken zu können, ist es ganz praktisch, wenn wir von unseren altbewährten Modi ausgehen, also unserer Dur und Moll Tonleiter, und uns einfach nur die jeweiligen Abweichungen merken.

Schauen wir uns dazu nochmal ganz genau den Aufbau der Dur und Moll Tonleiter an:

Dur:

Halbtöne zwischen 3/4 + 7/8

Daraus ergibt sich folgender Aufbau:

1 - 2 - 3 ^ 4 - 5 - 6 - maj7 ^ (8)

(sprich: Grundton - große Sekunde - große Terz - reine Quarte - reine Quinte - große Sexte - große Septime - Oktave)

Moll:

Halbtöne zwischen 2/3 + 5/6

Daraus ergibt sich folgender Aufbau:

1 - 2 ^ b3 - 4 - 5 ^ b6 - b7 - (8)

(sprich: Grundton - große Sekunde - kleine Terz - reine Quarte - reine Quinte - kleine Sexte - kleine Septime - Oktave)

Hinweis:

Wer Nachholbedarf zum Thema Intervalle und ihre Abkürzungen hat, kann hier nochmal sein Gedächtnis auffrischen!


Merkmale & Besonderheiten

So, was sind jetzt die jeweiligen Besonderheiten der anderen Modi in Bezug auf unsere Dur, bzw. Moll Tonleiter?

Dorisch:

Dorisch unterscheidet sich von der Moll Tonleiter durch ihre große Sexte "6". Man spricht auch von der "dorischen Sexte"!

Phrygisch:

Ebenfalls eine Moll Tonleiter, unterscheidet sich aber durch ihre kleine Sekunde "b2" (bzw. b9). Bekommt dadurch einen "spanischen" Klang.

Lydisch:

Eine Dur Tonleiter mit übermäßiger Quarte "#4" (bzw. #11). Man spricht auch von der "lydischen Quarte"!

Mixolydisch:

Eine Dur Tonleiter mit kleiner Septime "7". Wird gerne im Blues benutzt.

Lokrisch:

Moll Tonleiter mit kleiner Sekunde "b2" (bzw, b9) und vermindeter Quinte "b5". Düsterer und dissonanter Sound.


Wichtiger Hinweis zu den "Modes"

Wir sprechen zwar von "Tonleitern" und streng genommen haben wir ja auch für jeden Modus auch eine Tonleiter, trotzdem ist diese Betrachtungsweise etwas irreführend.

Modes haben eher die Funktion einer Klangfarbe, mit der wir an dem "Feel" des Stückes arbeiten können.

Du kannst es Dir vielleicht wie eine Farbpalette vorstellen, mit der Du Deinem Bild mal dunklere und tristere Farben verpassen kannst und mal eher buntere und verspieltere. Mal ernstere und nachdenklichere, mal alberne und vielleicht sogar sexy Farben.

Wenn wir hier in Tonleitern denken, wird die Sache schnell verkopft und kompliziert, da sich rein theoretisch jedes mal die Tonart ändert, wenn wir aus einem ionischen Klang vorübergehend zum Beispiel in einen lydischen Klang wechseln möchten und bevor wir zurückgehen, vielleicht auch nochmal in einen mixolydischen und äolischen.

Besser ist es folgendermaßen vorzugehen:

Tipp:

Bleibe gedanklich lieber in Deiner Grundtonart, bzw. Grundtonleiter (z.B. ionisch) und passe sie einfach dem jeweiligen Mode an. 

Wechselst Du z.B. kurz zu lydisch, weißt du: "Aha, lydische Quarte! D.h. anstelle der reinen Quarte betone ich, solange ich bei lydisch bleiben will, die übermäßige Quarte."

So musst Du nur einen Ton anpassen, anstatt komplette Tonleitern zu switchen!


Modes hervorheben

Wie oben schon erwähnt macht es nicht viel Sinn, bei Modes in Tonleitern zu denken.

Klar könntest Du rein theoretisch sowohl über D-Dorisch, als auch E-Phrygisch, F-Lydisch, G-Mixolydisch, etc. jeweils immer die C-Dur Tonleiter darüber spielen und wärst harmonisch gesehen zumindest nicht falsch.

Modes sind aber unsere Farbpalette, mit der wir den jeweils unverwechselbaren Sound auf unser Stück übertragen wollen. Das schaffen wir nicht, indem wir undifferenziert unsere Skala einfach rauf und runter spielen.

Um den jeweiligen Sound der Modes möglichst effektiv rüberzubringen, ist es wichtig, die charakteristischen Töne zu kennen und zu betonen.

Oben bei "Merkmale & Besonderheiten" haben wir sie ja schon zusammengefasst.

Oft reichen schon 3-4 Töne, um den jeweiligen Modus ganz klar und deutlich hervorzuheben, sowohl bei der Begleitung als auch beim Solospiel.

Charakteristische ​Töne der einzelnen Modes:

Ionisch (maj7)

G​r. Terz - gr. Septime 

Dorisch (m6)

​Kl. Terz - gr. Sexte

Phrygisch (mb9)

​Kl. Terz - kl. Sekunde/None 

Lydisch (#4)

G​r. Terz - übermäßige Quarte - (gr. Septime)

Mixolydisch (7)

G​r. Terz - kl. Septime

Äolisch (m9)

​Kl. Terz - (gr. Sekunde/None) - kl. Sexte

Lokrisch (b5b9)

​Kl. Terz - (kl. Sekunde/None) - verminderte Quinte


Du siehst, es reichen nur wenige Töne, um dem Stück einen ganz neuen Feel zu geben. Wenn der Bass auch noch die Grundtöne spielt, reichen sogar nur 2-3 Target Notes, die Du bei Deinem Solo, bzw. Begleitung gezielt anvisieren und damit eine ganz neue Atmosphäre schaffen kannst!


Tipp:

​Schaffe Dir am besten alle 7 Modi inklusive ihrer Besonderheiten ​drauf und nutze die "Flow Übung" zum ausprobieren, experimentieren und verinnerlichen!


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