Guerilla Practice

Üben aus dem Hinterhalt                               

Was haben Seeschnecken, Guerilla Taktik und das Üben gemeinsam?

Der Neurowissenschaftler und Nobelpreisträger Eric R. Kandel stellte bei Elektroschock - Experimenten mit Seeschnecken folgendes fest:

Informationen lassen sich wesentlich besser in das Langzeitgedächtnis übertragen, wenn sie über den Tag verteilt in kurzen und zeitlich unvorhersehbaren, bzw. zufällig ausgewählten Zeitabschnitten aufgenommen werden.

Inwieweit sich das Verhalten von Seeschnecken auf den Menschen übertragen lässt, sei mal dahin gestellt. Es scheint aber Parallelen zu geben.

Wie Du diese kurzen "Guerilla" Übe-Attacken aus dem Hinterhalt optimal für Dich nutzen kannst, erfährst Du heute!

Optimal für:

"Einfache" Ziele wie Nano- oder Mikro Ziele

Vielbeschäftigte, die eigentlich keine Zeit haben zu üben

Hinweis: Falls Du Dich fragst, was mit Nano-, bzw. Mikrozielen gemeint ist, hier klicken!


Wie funktioniert "Guerilla Practice"?

Wie der Name schon erahnen lässt, müssen wir für diese Übemethode stets gut ausgerüstet, vorbereitet und "angriffsbereit" sein, um jederzeit gezielt und effizient loslegen zu können.

Priorität Nummer " 1 ": Alles ist griffbereit und voll funktionsfähig!

Oder wie man in der Gastronomie sagen würde: "Mis-en-place"
(franz. "Alles an den richtigen Ort gestellt")

Mit anderen Worten: Die Gitarre darf nicht weiter als ein Handgriff entfernt sein! Dass sie gestimmt und angeschlossen ist, versteht sich von selbst.

Ziel ist es, alle Hindernisse, die dem inneren Schweinehund Futter geben könnten, zu eliminieren. Weißt schon, die inneren Dialoge wie: 

"Würde ja gerne, aber jetzt die Gitarre aus der Ecke rauskramen, Kabel suchen, anschließen und wahrscheinlich auch noch stimmen...! Ich glaube die Batterien vom Stimmgerät sind sowieso leer und ich habe keine Ersatzbatterien. Muss ich dann beim nächsten Einkauf besorgen. Also üben geht heute gar nicht! Schade, naja...!"

Dank der Guerilla Technik gehört so ein Gequatsche ab jetzt der Vergangenheit an!

Priorität Nummer " 2 ": Es gibt immer und jederzeit etwas zum Üben!

Falls Du unterwegs bist, dann habe trotzdem immer etwas zum Üben in petto:

  • Stehst Du gerade an einer roten Ampel? Perfekt, nutze die Gelegenheit um die Fingerbewegungen Deines aktuellen Übelicks durchzugehen und langsam z.B. am Bein oder Unterarm zu "spielen"
  • Willst Du Dir einen neuen Song verinnerlichen? Kopfhörer rein und beim S-Bahn fahren oder Laufen zig mal durchhören
  • Komplizierter Rhythmus mit dem Du noch nicht ganz klar kommst? Sehr gut, einfach alles was Dir über den Weg läuft als Trommel benutzen
  • Lernst Du gerade die Akkordfolgen für ein neues Stück, dann habe den Leadsheet (Notenblatt mit den Akkorden) in der Tasche und schaue immer wieder rein und frage Dich ab, wenn Du in der Supermarkt-Schlange wartest
  • Probleme mit Akkordwechseln? Mach Luftübungen oder benutze Deine Handrückseite als Griffbrett
  • Bus verpasst? Endlich ein Grund zum Feiern, weil perfekte Gelegenheit zum Üben

Hinweis: Unterschätze diese Form des Übens nicht! Ob Du an der Gitarre sitzt oder diese Übungen "offline" machst, es ist vollwertige Übezeit, die sich über den Tag verteilt beachtlich summieren kann!


In das Gehirn "brennen"

Wenn das Equipment jederzeit griff- und einsatzbereit ist, bzw. Du Dir die "Offline-Übungen" angewöhnst, kannst Du den oben beschriebenen Effekt für Dich nutzen, um Dir Deinen aktuellen Lernstoff in kürzester Zeit regelrecht ins Hirn zu brennen!

Dafür nimmst Du Dein aktuelles Mikroziel und unterteilst es Dir, falls nötig, in Nanoziele. Unter Mikroziele versteht man den Lernstoff einer Übesession.

Ein Beispiel für ein Mikroziel könnten etwa die Chord Changes eines Stückes sein und ein Nanoziel könnte z.B. der Wechsel von einem Dir bekannten Voicing zu einem Dir noch unbekannten Voicing sein.

Problem

Oft sieht man das Üben als einen großen massiven Block, für den man sich vorbereiten und Zeit nehmen muss. Daher wird er gerne mal nach hinten verschoben, weil man vorher noch dies und das erledigen muss/möchte und siehe da, oft fällt die Übesession dann ganz aus, weil alles doch länger gedauert hat, als gedacht.

Die Guerilla Taktik ist perfekt, um diese innere Barriere ein für alle mal zu durchbrechen!

Dadurch, dass Du diese kleinen, spontanen Mini-Übesessions hast (die auch noch wunderbar effizient sind) kannst Du mit minimalem Zeitaufwand und minimalem Grad an Überwindung ein beachtliches Ergebnis erzielen.

Du kannst jetzt nämlich auch die kleinsten Pausen nutzen, um Dir die Gitarre zu schnappen und z.B. ein paar saubere Wiederholungen Deines aktuellen Lernstoffes auszuführen.

Auch wenn es nur 2 Minuten sind, in denen Dein Computer vielleicht gerade ein Update installiert oder Du auf den Toaster wartest. Das könnten die effizientesten 2 Minuten Deines ganzen Tages sein, also mache es Dir am besten zur Gewohnheit!

Es gibt Beispiele von Cello-Studenten, die mit 1-2 Minuten üben am Tag schwierige und schnelle Cello Etüden von Anfang bis Ende in 6 Wochen gelernt haben! Wir reden hier von 1 bis 2 Minuten am Tag!!!

Dies ist die Macht von klaren, einfach zu erreichenden Mikro- und Nano Zielen in Kombination mit der Guerilla Technik und ein wenig Zeit! Einfacher gehts nicht!


"There are no secrets to success. 
It's all about mise en place."
- Frank Jock


Wie weit ist Deine Gitarre gerade von Dir entfernt? 😉


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